Wissenswertes über Indien
Ayurveda
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Das Kastensystem
Literaturtipps
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Religion
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Yoga
Ayurveda*
Ayurveda ist die Bezeichnung für eine traditionelle indische Heilkunst. Wörtlich bedeutet Ayurveda "Lebensweisheit". Es stammt aus dem indischen Sanskrit und leitet sich von den Wörtern Ayur (Leben) und Veda (Wissen) ab, d.h. Wissen vom Leben.
Die über 2.700 Jahre alte indische Lehre Ayurveda findet Ursachen von geistigem und körperlichem Unwohlsein und daraus resultierenden Krankheiten in der Disharmonie der jedes menschliche Leben beeinflussenden Ebenen von Körper, Geist und Bewusstsein. Sie liefert jedem, gerade heute in einer schnelllebigen und chaotisch-disharmonischen Zeit, individuelle Hinweise über "Die Kunst des Lebens" als Stressmanagement, die Kontrolle und Pflege von Körper und Geist, sowie den Umgang mit anderen.
Schlüssel dabei ist die Atmung. "Atma" steht in der indischen Urschrift Sanskrit für Geist. Mahatma Gandhi, der Vater der indischen Unabhängigkeit, erhielt von seinen Anhängern den ehrenden Beinamen Mah Atma = Grosser Geist.
Der Atem ist unsere vitalste Energiequelle. Er ist das Bindeglied zwischen Körper und Geist, wie zwischen einer Ayurveda-Kur, Yoga-Übungen und Meditation.
Mit dem Einatmen nehmen wir Sauerstoff auf und führen dem Körper Energie zu (Prana oder Chi). Mit dem Ausatmen entspannen wir uns und reinigen den Körper von Stoffwechselschlacken. Die Lunge ist in der Lage, 80 Prozent aller im Körper anfallenden Schlacken und Giftstoffe auszuscheiden. Sie wird aber von den meisten Menschen nur zu 30 Prozent ihrer Kapazität genutzt - insbesondere bei Stress- und Angstzuständen durch flachen Atem. Die daraus resultierende Verschlackung beeinträchtigt unser Gefühls- und Verstandesleben, trübt die Lebensfreude und mindert den Arbeitseinsatz.
Für einen ayurvedischen Arzt ist es wichtiger, das Auftreten einer Krankheit zu verhindern, als ein Heilmittel zu suchen. Deshalb muss er zunächst alle Faktoren, einschliesslich der Umgebung genau untersuchen, die die Krankheit eines Patienten beeinflussen.
Ayurveda heute
Ayurveda ist Teil der vier heiligen Schriften (Veden) des Hinduismus und basiert auf der Vorstellung, dass der Kosmos sich mit seinen fünf Elementen "Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther" im menschlichen Organismus widerspiegelt. Der Mensch wird somit als Spiegelbild des Universums gesehen. Aus den fünf Elementen sollen drei sich ergänzende Regelsysteme (Doshas) den menschlichen Organismus bestimmen und alle physischen und psychischen Abläufe im Menschen regulieren. In der ayurvedischen Philosophie wird jeder Mensch mit seiner individuellen Grundkonstitution (Pakruti) in den drei Doshas erfasst. Die drei Doshas sind:
Vata (Luft/ Äther): regelt Bewegung, Atmung und Nerventätigkeit
Pitta (Feuer/ Wasser): reguliert den Wärmehaushalt, den Stoffwechsel und die Verdauungsleistung
Kapha (Wasser/ Erde): reguliert den Flüssigkeitshaushalt und das Immunsystem.
Bei einem Ungleichgewicht der Elemente (Vakruti), aufgrund falscher Ernährung oder anderen schädlichen Verhaltensformen, werden die "Doshas" wieder zu ihrem ursprünglichen Gleichgewicht zurückgeführt. Verschiedene, im Westen weitgehend unbekannte Methoden zur Diagnose werden dabei von indischen Ayurveda-Spezialisten eingesetzt: Diagnose der Augen, Lippen, Nägel, des Pulses oder der Zunge.
Eine ganzheitliche Panchakarma-Kur, reicht - je nach den zu behandelnden Doshas - von einem individuellen vegetarischen Ernährungsplan bis zu speziellen Bädern, Massagen, Kräutertherapien und Yoga-Übungen.
Ayurveda Anwendungen
Eine fünffache Grundkur für körperliches und geistiges Wohlbefinden, die alle weiteren gezielten Anwendungen vorbereitet und begleitet. Sie sollte jedoch nur nach Diagnose und Anordnung des Ayurveda-Arztes und unter dessen ständiger Betreuung durchgeführt werden. In fünf Stufen werden über eine Dauer von mindesten 10 Tagen durch spezielle Techniken Darm, Magen und die Atemwege gereinigt, der Körper schrittweise entgiftet und revitalisiert. Bitte beachten Sie dazu auch unseren Hinweis.
Strafft Haut und Gewebe. Verstärkt die Ojas (primäre Vitalität), verbessert Sattva (mentale Klarheit) und steigert die Widerstandskraft des Körpers. Umfasst Kopf- und Gesichtsmassagen mit natürlich angereicherten Ölen und Cremes, Körpermassagen mit Kräuterölen oder -pulvern, Verabreichung von Stärkungsmitteln und Kräuterdampfbädern. Immunisierungs- und Anti-Age-Anwendungen.
Primärbehandlung, die den Alterungsprozess und die Degeneration der Körperzellen aufhält und die körpereigenen Immunkräfte stärken soll; beinhaltet sowohl die Verabreichung von Rasayana (individueller ayurvedischer Medikamentierungs- und Ernährungsplan) und umfassende Körperbehandlung.
Schönheitspflege
Gesichtsmasken auf rein pflanzlicher Basis, Kräuteröl- und Buttermilch-Massagen, ayurvedische Tees und Dosha-spezifische Kosmetika, die die Konstitution der Gesichtshaut und des Körpers verbessern und Ihre natürliche Schönheit wieder aufleben lassen.
Schlankheits- und Cellulite Kuren
Umfassen speziell angereicherte Kräuterpuder- und Ölmassagen und einen ayurvedischen Ernährungsplan, die selbst nach Abschluss der Anwendungen zu einer nachhaltigen Gewichtsreduzierung und zum Verschwinden von Cellulite führen können.
Gezielte Heilprogramme:
Bluthochdruck, Hemiplegie, rheumatische Erkrankungen (Arthritis), Schuppenflechte, Nervosität, Vata-Störungen
Pizhichil-Kräuterölbad
Synchron-Massage mit auf 60 Grad erwärmtem Kräuteröl, in einer flachen Holzwanne von zwei Masseuren verabreicht.
Njavarakizhy - Reisbeutelmassage Elakizhi
Mit Kräutern angereicherter Bergreis wird in faustgrosse Leinenbeutel gepackt und in Kuh- oder Ziegenmilch gekocht. Der Körper wird mit dem warmen Beutel abgeklopft.
Zusätzlich empfehlenswert bei: Muskelschwund, Sportverletzungen, Bandscheibenvorfall, Arthrose.
Elakizhi-Kräuterbeutelmassage
Mit sieben Kräutern, Kokosnuss und medizinischem Salz gefüllte faustgrosse Leinenbeutel werden in Kräuteröl gekocht und auf den Körper gerieben.
Zusätzlich empfehlenswert bei: entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates, Gelenkschmerzen, Unfallfolgen.
Udvarthanam-Pulvermassage
Kräuterpulver werden trocken auf den Körper massiert. Die Massage ist zum Herzen hin gerichtet. Zusätzlich empfehlenswert bei: Fettpölsterchen und Übergewicht.
Chronische Kopfschmerzen, Migräne, mentale Anspannung, Gedächtnisverlust, Schlaflosigkeit
Dhara/Sirodhara-Kopfguss
Kräuteröle, medizinisch angereicherte Milch oder Buttermilch als Dauerguss über die Stirn und den ganzen Körper.
Sirovasthi-Kopfölbad
Warmes Kräuteröl wird in einen Mitra- oder Zylinderähnlichen, oben offenen Lederhut gegossen.
Zusätzlich empfehlenswert bei: Lähmungen oder Zuckungen der Gesichtsmuskulatur, Spasmen, Schiefhals, schweren Gehirn- und Nervenkrankheiten (Parkinson) Nervenkrankheiten (Parkinson).
Sie sitzen oder liegen auf einem Bananenblatt in einem Holzkasten, nur der Kopf schaut heraus. Käuterdampf wird in den Behälter geleitet, bis starkes Schwitzen eintritt. Empfehlenswert bei: nicht entzündlichen Rheuma-Arten und zur Entgiftung.
Mit natürlichen Heilmitteln angereichertes Ghee (ausgelassene Butter) wird über einen längeren Zeitraum mit ansteigender Dosierung eingenommen, bis es zu einer Sättigung des Körpers kommt.
Warmes Kräuteröl wird von zwei Masseuren rhythmisch und synchron einmassiert.
Zusätzlich empfehlenswert bei: tiefen Verspannungen, Ruhelosigkeit, Kreislauf- und Verdauungsstörungen.
Augen-, Nase- und Ohrenbehandlungen
Nasyam - Karnapooranam - Tharpanam
Empfehlenswert bei: Krankheiten im Kopfbereich, besonders Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, sowie der Augen und Ohren, bei Kopfschmerzen, Nervenschmerzen im Kopfbereich, Halswirbel-Problemen.
Hinweis
Es ist wichtig zu wissen, dass der Körper eine gewisse Zeit der klimatischen Anpassung benötigt. Ausserdem können die ayurvedischen Anwendungen zu Beginn und gerade bei sehr sensiblen Personen Reaktionen auslösen, die ins Gegenteil von Wohlbefinden umschlagen. Dies ist manchmal mit Kopfweh und eventuellen Rückenschmerzen verbunden.
Im Prinzip ist das ein gutes Zeichen, da der Körper signalisiert, dass er auf die Anwendungen anspricht. Dies kann bis zu 2 Tage, manchmal auch 3 Tage dauern und es ist verständlich, dass die Gäste, die nur eine 7-tägige Ayurveda-Schnupperwoche machen, unzufrieden mit dem Kurverlauf sind, da sie sich fast die Hälfte des Aufenthalts nicht besser fühlen. Es ist auch festzustellen, dass bei einer 7 Tage Kennenlern-Woche am Ende nicht der grosse "Aha-Effekt" auftritt, da in dieser kurzen Zeit keine Entschlackung erfolgen kann.
*Beachten Sie auch unsere Angebote zu Ayurveda-Reisen und Ayurveda-Resorts in Indien.
Bevölkerung
Indien ist nach der VR China das bevölkerungsstärkste Land der Welt. Die 844 Millionen Inder (Volkszählung 1991, im Vergleich 1981: 685,2 Mio) stellen 17% der Weltbevölkerung, obwohl sie nur 2,4% der Erdoberfläche bewohnen. Die Bevölkerungsdichte liegt im Schnitt bei 267 Einwohnern pro qkm. Da sich der Grossteil der Bevölkerung jedoch auf die fruchtbare Gangesebene und die Städte konzentriert und weite Teile des Landes wie die grossen Wüstengebiete und das Hochgebirge fast unbewohnbar sind, liegt die Dichte teilweise bei über 1.000 EW/qkm (BRD: 221 EW/qkm). Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 58 Jahre, der Anteil der Jugendlichen unter 18 Jahren an der Gesamtbevölkerung über 40%. Dreiviertel der Einwohner leben auf dem Lande. Seit der Unabhängigkeit hat sich die Bevölkerung mehr als verdoppelt, und jeden Monat kommen mehr neue Inder hinzu, als Goa Einwohner hat (1 Million). Anders ausgedrückt: alle 1,2 Sekunden wird ein Inder geboren, pro Jahr steigt die Bevölkeung um ca. 17 Mio.. Falls diese Wachstumsrate (1986 2,2%, 1990 2,1%) so bleibt, wird die Bevölkerung um die Jahrtausendwende die 1-Milliarde-Grenze überschreiten, Indien also zum bevölkerungsstärksten Land der Erde werden. Ca. 300 Mio. leben unter der Armutsschwelle.
Wenn Sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, ist es möglich, dass Sie während Ihres Besuches jeden Tag ein Fest miterleben können. Die Erntefeste des Südens, das Car Festival in Puri, Schlangenbootrennen in Kerala, Republic Day in Delhi... jede Region, jede Religion hat irgend etwas zu feiern.
Republic Day: national; Gründung der Republik am 26. Januar 1950, grosse Militärparade, Tänzerprozession usw.
Delhi, Vasant Panchami: national (hauptsächlich in den östlichen Regionen); Hindu - Saraswati geweiht, der wunderschönen Gottheit des Lernens. Die Frauen tragen gelbe Saris.
Madurai, Floating Festival: Geburtstag des 17. Herrschers; kunstvoll beleuchtete Barken tragen geschmückte Tempelgottheiten in Mariamman Teppaculam Pool.
Holi: Ausgelassenes Fest, hauptsächlich im Norden, auch das Fest der Farben genannt, da sich die Menschen unteerinader mit wassergefüllten Farbbeuteln bewerfen. Frühlingsanfang. Offizieller Feiertag.
Mardi Gras, Goa: Einzigartige Feiern bei diesem Karneval.
Ramanavami: national; Geburt von Rama, Inkarnation von Vishnu. Keine Prozessionen, sondern Spiele und Volkstheater.
Mahavir Jayanti: national; Jain Fest, Geburt von Mahavira, dem 24. und letzten Tirthankara.
Ostern: national; Karfreitag/Ostersonntag.
Yugadi: Karnataka, Andhra Pradesh und Maharashtra. Hindu Lunar New Year Day.Elefantenprozession
Id-Ul-Zuha (Bakri Id): national; Das meistgefeierte islamische Fest in Indien zum Gedenken an das Opfer Abrahams.
Id-Ul-Fitr (Ramzan Id): national; Eine Feier, die das Ende des Monats Ramadan anzeigt.
Meenakshi Kalyanam, Madurai: Hochzeit von Meenakshi mit Lord Shiva. Farbenfrohes Tempelfest. Die Gottheiten werden von mächtigen Wagen getragen. Zehntägige Feiern.
Fair, Rajasthan, Ajmer: 6 Tage. Religiöse, kulturelle und wirtschaftliche Extravaganzen, die Sufi geweiht sind. Musik, keine Prozession.
Raksha Bandhan, Nord- und Westindien: Legendäres Wieder-in-Kraft-Setzen. Schwestern binden Brüdern Rakhis ums Handgelenk, Geschenke werden ausgetauscht.
Naag Panchami, hauptsächlich Jodhpur (Rajasthan), Karnataka und Maharashtra: Der grünen tausendköpfigen Schlange Sesha geweiht. Dieser Tag wird auch in vielen anderen Orten West- und Ostindiens begangen.
Amarnath Yatra, Hindu/Lidder Valley, Kashmir bei Vollmond: Die Pilger besuchen den Ort, an dem Lord Shiva seiner Gemahlin Parvati das Geheimnis der Erlösung erklärte.
Janmastami: national; Lord Krishnas Geburtstag wird gefeiert.
Onam, Keralas legendäres Erntefest: vielerorts finden in Kerala eindrucksvolle Schlangenbootrennen statt.
Ganesh Chaturthi, hauptsächlich Pune, Orissa, Bombay, Karnataka, Andhra Pradesh und Madras: dem elefantenköpfigen Gott Ganesh geweiht. Gigantische Modelle der Gottheit werden in Prozessionen begleitet und in Wasser eingetaucht. Farbenfroh. Day of Immersion in Bombay ist empfehlenswert.
Fair, Himachal Pradesh: Kulu Valley, fällt mit Dussehra zusammen (zehn Tage).
Gandhi Jayanti: national. Mahatma Gandhis Geburtstag. Keine Prozession.
Diwali: national. Diwali ist ein Fest des Lichts, bei dem in ganz Indien wunderschöne bunte Lampen und Lampions hinausgehängt werden. Es markiert den Beginn des Hindu New Year. In Ostindien wird grösstenteils die Gottheit Kali verehrt, in anderen Teilen ist es Lakshmi, die Gottheit des Wohlstandes. Das ganze Land wird herrlich beleuchtet, überall findet Feuerwerk statt.
Gurpurab, hauptsächlich in Nordindien: Geburtstage von zehn Gurus, geistige Lehrer des Sikhismus. Keine Prozession.
Pushkar Fair, Pushkar, in der Nähe von Ajmer, Rajasthan: Bedeutend und farbenfroh. Kamel- und Viehmarkt, wird von Rajputen selbst aus entfernten Gegenden besucht. Kamelrennen, Akrobatikvorführungen usw.
Neben den vorstehend erwähnten gibt es weitere Feste und Märkte von regionaler Bedeutung, die mit gleichem Pomp und Farbenfreude begangen werden. Die farben-prächtigsten unter ihnen sind: die Tempelfeste in Südindien, Feste in Ladakh und Kashmir und Feste in Rajasthan.
Geographie
Das Faltengebirge des Himalaya bzw. das diesem vorgelagerte Bergland bildet die Nordgrenze. Der höchste Berg ist mit 7.819 m der Nanda Devi.
Den grössten Teil der Westgrenze zu Pakistan bilden die Wüste Thar und südlich daran anschliessend der Rann of Kutch, ein riesiger Salzsumpf.
Im Osten umschliesst die Indische Republik Bangladesh fast vollständig; die Ostgrenze bilden die südlichen Ausläufer des Himalaya. Die Landgrenze ist 13.000 km lang.
Folgende Staaten grenzen an Indien: China (Tibet), Nepal, Sikkim (annektiert), Bhutan, Burma, Bangladesh, Pakistan, Afghanistan. Allerdings ist das ursprünglich von Indien annektierte Kashmir etwa zur Hälfte von Pakistan besetzt und ein anderer Teil von China, so dass die afghanische Grenze heute nicht den Hoheitsbereich Indiens berührt. Als weiterer Nachbar ist der Inselstaat Sri Lanka an der Südspitze des südasiatischen Subkontinents zu nennen.
Indien ist das siebtgrösste Land der Erde mit einer Fläche von 3.287.590 qkm (einschliesslich Sikkim sowie des indisch verwalteten Teils von Jammu und Kashmir), einer Nord-Süd-Ausdehnung von 3.200 und einer Ost-West-Ausdehnung von 2.800 km. Dies ergibt 13 mal die Fläche der BRD und entspricht somit der Grösse von Westeuropa. Es bedeckt 2,4% der Landfläche dieser Erde, beheimatet jedoch knapp ein Sechstel der Weltbevölkerung, nämlich 760 Mio. Menschen.
Das Kastensystem
Diese spirituelle Ordnung wurde mit der Zeit in eine ökonomische Ordnung umgewandelt. Dies scheint mit einem allgemeinen Zerfall der Werte zusammenzuhängen, der eintrat, als die Arier sich mit den Nichtariern vermischten, die Brahmanen bestechlich wurden und somit bereit waren, für Geschenke und Geld Nichtarische in die Kaste aufzunehmen. Die Brahmanen führten für Geld Reinigungszeremonien durch und gaben so den Gewillten die Möglichkeit, in eine höhere Kaste aufgenommen zu werden. Im ursprünglichen Sinne werden diese 'Reinigungszeremonien' wohl Initiationsriten gewesen sein, in denen ein Wissender (Brahmane) einen Nicht-Brahmanen ohne Hinblick auf den materiellen Gewinn auf den Weg des Wissens führte, ihn als Schüler aufnahm mit dem Ziel, aus ihm einen Wissenden (Brahmanen) zu machen. Nachdem die Brahmanen nun ihre wirkliche Macht durch ihre Hinwendung zum Materiellen, durch ihre Bestechlichkeit verloren hatten, mussten sie alles daran setzen, ihre Macht äusserlich zu festigen. Dies geschah durch die Vererbbarkeit der Kastenzugehörigkeit, so dass man sich seine festen Pfründe (z.B. als Familienpriester) erhielt.
Ausser den vier Hauptkasten, Brahmanen (Priester, Grundbesitzer), Kschatriyas (Beamte, Soldaten), Vaischyas (Kaufleute, Händler, Geldverleiher) und Schudras (Bauern, Arbeiter, Dorfpolizisten), entstanden durch die Abgrenzung verschiedener
Berufsgruppen und Heirat unzählige Zwischenkasten, z.B. die Kaste der Dhobi (Wäscher), Goldschmiede etc..
Die 'unberührbaren' Kasten nennen sich heute selbst Harijans, d.h. Kinder Gottes, einen Ehrennamen, den sie von Mahatma Gandhi, der zeitweise mit ihnen zusammenlebte und -ass, bekamen. Die Harijans wehren sich heute selbst gegen ihre Unterdrückung, auf dem Land kommt es zu Landarbeitertreffen, bei denen die Forderung von höheren Löhnen und die Verweigerung der unreinen und unbezahlten (!) Arbeiten bei der Gutsfamilie durch die Harijan-Frauen beschlossen werden. Der Widerstand der Grossgrundbesitzer reicht vom Anwerben auswärtiger Arbeitskräfte, denen dann doch höhere Arbeitslöhne gezahlt werden, bis zum Niederbrennen der Häuser derer, die ihr Recht verlangen. Aufgeklärt werden solche Fälle selten, da auch der Polizei meistens Geld näher steht als das Recht. Und so bestehen die Machtstrukturen immer noch weiter.
Literaturtipps
Musik
Die indische Musik (Hindustani im Norden und Karnataka im Süden) hat sich durch Jahrhunderte als ein Teil der indischen Kultur entwickelt. Musikalische Formen wie Tonintervalle, Harmonie und rhythmische Bestandteile sind das Produkt eines Reichtums musikalischer Tradition.
Sie unterscheiden sich jedoch von den im Westen bekannten. Was uns als Europäer natürlich als erstes auffällt, sind die fehlenden Moll-Dur-Harmonien in einer indischen Musikdarbietung. Die indische Musik ist modal, d.h. das ganze musikalische Geschehen kreist um einen Ton, den Grundton. Dieser Grundton und meist auch seine Quinte werden immer wieder aufs Neue von den Begleitinstrumenten wiederholt, um dadurch auf den bestimmten Klangcharakter, sprich Modus, einzustimmen. In Indien kennt man über 72 verschiedene Modi, wir Europäer kennen nur zwei, nämlich Dur und Moll, abgesehen von den Kirchentonarten. Auch hier gibt es keine bestimmte vorgeschriebene Tonhöhe des zu spielenden Grundtons, wie z.B. bei uns der Kammerton a mit seinen 440 Schwingungen pro Sekunde. Der indische Musiker, speziell der Sitarspieler, stimmt sein Instrument auf seinen eigenen inneren Grundton ein. Indische Musik ist auch meistens solistische Musik, denn der Musiker spricht durch sein Instrument, er versucht, den bestimmten Gefühlsgehalt, z.B. einer Raga, zu entwickeln und vermittelt ihn dann dem Zuhörer. Bei mehreren, gleichzeitig spielenden Sitarspielern käme nur ein grosses musikalisches Palaver zustande, denn jeder hat natürlich seine eigene Interpretation. So steht der indische Musiker jedesmal vor der grossen musikalischen Aufgabe, die Sprache der Töne bei jeder Aufführung neu zum Leben zu erwecken.
Die indische Musik in ihrer Urform hat sich aus den Klängen der Schöpfung entwickelt. Gott Shiva schuf die Welt, indem er tanzend und auf einer Flöte spielend durch den Kosmos wirbelte. Musik kommt deshalb für jeden indischen Musiker religiöser Erfahrung gleich. Auf ihrem höchsten Entwicklungspunkt bietet die indische Musik kreative Rahmenstrukturen, die dem Musiker die grösstmögliche Freiheit bietet, sich frei auszudrücken und dadurch in Zwiesprache mit der Schöpfung zu treten.
Wenn wir also indische Musik aufnehmen wollen, müssen wir unsere alten Hörgewohnheiten aufgeben und uns ganz auf das Musikgeschehen in uns konzentrieren. Dann kann sie uns eine hier in Europa verlorengegangene Vorstellung vermitteln, dass und wie Musik mit religiösem und mystischem Erleben gleichermassen wie mit der Yoga-Lehre aufs engste verknüpft ist. Ein grosser Teil der Musik ruft indische Fabeln und Legenden in Erinnerung, ein anderer befasst sich mit dem jahreszeitlichen Rhythmus der Natur.
Religion
- Hinduismus
- Islam
- Buddhismus
- Jainismus
- Sikkhismus
- Parsismus
- Christentum
- Ashrams
In
Indien leben laut verschiedenen Quellen, die leicht differieren, etwa
82% Hindus, 11% Mohammedaner, 2,5% Christen, 2% Sikhs, 1% Buddhisten,
0,5% Jains, etwa 200.000 Parsen und 12.000 Juden.
Aus dieser
Aufstellung ergibt sich fast zwangsläufig die Frage: Wie leben die
verschiedenen Glaubensrichtungen miteinander? Relativ friedlich - mit
Ausnahme des Elends der Teilung in Indien und Pakistan und der damit
verbundenen grössten Flüchtlingsbewegung, die je auf der Erde stattfand
(12 Mio. Menschen waren davon betroffen), bei der es zu grossen Massakern
vornehmlich zwischen Sikhs und Moslems kam und deren Folgen heute noch
im Punjab zu spüren sind. Auch in den Grenzgebieten zu Bangladesh gibt
es Auseinandersetzungen, wenn sich die dort lebenden Hindus durch
eindringende islamische Flüchtlinge überrollt fühlen. Relativ friedlich
also, bezogen auf unsere Geschichte der Glaubenskriege, der Kreuzzüge,
dem Horror der Inquisition und der Judenverfolgung.
Der
Hauptreligion, dem Hinduismus, ist jeder Missionsgedanke fremd.
Lediglich einige orthodoxe Fanatiker befürchten, dass mehr Kastenlose
oder Niedrigkastige zu den kastenlosen Religionen wie Buddhismus, Islam
oder Christentum konvertieren könnten. So gab es in den letzten Jahren
in Südindien verstärkt Übertritte zum Islam, in Nordindien zum
Buddhismus. Deshalb auch die Demonstrationen während des Papstbesuchs im
Februar 1986, von dem radikale Hindus eine Signalwirkung befürchteten.
Der
Hinduismus selbst hat sehr viele Untergruppen mit entgegengesetzten
Praktiken (z.B. Asketentum und Tantrismus), und doch wissen alle, dass
sie das gleiche Ziel anstreben, jeder auf seine Weise. Diese Einsicht
ist jedoch nicht an den Hinduismus gebunden. Alle wirklich Weisen und
Lehrer, mögen sie hinduistische Heilige sein, vom Islam geprägte Sufis,
Sikh-Gurus, christliche Mystiker, Buddhas, haben die Welt gelehrt, dass
die Essenz aller Religionen die gleiche ist und der gleiche Gott nur von
Menschen verschiedenen Glaubens mit verschiedenen Namen angerufen wird.
Sie haben ausserdem gelehrt, dass es eine äussere Religion gibt mit
Kultbauten, Priestern usw., und eine innere Lehre, die ihren Ausdruck in
diesen äusseren Kulthandlungen findet, aber auch ganz von ihnen verdeckt
werden kann. Diese innere, esoterische Lehre muss sich jeder selbst
erarbeiten, Hilfe kann er dabei von spirituell höher entwickelten Wesen
bekommen. In Indien werden diese Weisen meist als Gurus (Lehrer)
bezeichnet (siehe auch 'Ashrams').
Hinduismus
In
kurzen Zügen das Wesentliche des Hinduismus anzudeuten, ist ein sehr
gewagtes Unternehmen. Das Folgende soll verstanden werden als ein
subjektiv gefärbter Versuch, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit
hat. Ausserdem kann das Wesentliche nicht aus Büchern entnommen werden,
es kann teilweise erfahren werden durch die Teilnahme am Leben, den
Besuch eines Pujas (auch Pooja/Gottesdienst); Gespräche mit Hindus,
Swamis, Sadhus, Teilnahme an einer Leichenverbrennung, Leben in einem
Ashram etc.. Schwierig ist der Hinduisus auch deshalb zu erfassen, weil
er keinen Religionsstifter kennt. Er hat keine geschlossene dogmatische
Lehre. Viele haben ihn bereits definiert, und er erneuert sich ständig
selbst, indem Menschen von dem hinduistischen Gedankengut inspiriert
werden oder in den hinduistischen Schriften, Gedanken, Erklärungen und
Erfahrungen wiederfinden, die ihnen ermöglichen, eigene Erlebnisse in
Worte zu fassen. Zu diesen Menschen gehören Ramakrishna, Vivekananda,
Yogananda, Ramana Maharshi, Muktananda, Ma Anandamayee, Sathya Sai Baba
und viele andere. Sie und die durch sie inspirierten Schüler haben das
Mosaik der Erkenntnis noch vielfältiger und vielfarbiger werden lassen,
aber alle haben betont, dass das Wesentliche immer dasselbe ist und
bleibt.
Die bekanntesten und wichtigsten Gottheiten:
Brahma
Brahma
hat vier Köpfe, die seinen vollständigen Überblick als Weltenschöpfer
symbolisieren. Jedem Gott ist ein Reittier zugeordnet. Brahmas Reittier
ist Hamsa, die Wildgans. Zu ihm gehört seine Gefährtin Sarasvati, Göttin
der Kunst und des Wissens. Sie wird mit der Vina, einem
Saiteninstrument, dargestellt.
Vishnu
Vishnu
ist der Welterhalter. Er steht entweder auf einem Lotus (Zeichen der
Reinheit) oder fliegt auf dem Vogel Garuda oder liegt auf einer
Schlange. In seinen vier Händen hält er Diskus, Meermuschel, Lotusblüte
und Keule. Seine Gefährtin ist Lakshmi, die Göttin der Schönheit, des
Glücks und des Reichtums. Vishnu inkarniert sich von Zeit zu Zeit, um
das Dharma (Gesetz) auf der Erde aufrecht zu erhalten. Seine letzten
Inkarnationen sind Rama, Krishna und Buddha. Folgen soll noch die zehnte
Inkarnation, der Kalkinavatar. Ramas Taten und Leben mit seiner
Gefährtin Sita sind im Ramayana niedergeschrieben.
Shiva
Shiva ist zugleich der Zerstörer und Erneuerer. Er kann viele Formen annehmen. Manchmal erscheint er als Asket mit einem Tigerfell bekleidet. Die meisten der Sadhus beziehen sich auf ihn, manche tragen auch den Shiva-Dreizack mit sich. Shiva wird nachgesagt, dass er Ganja raucht. Deshalb trifft man in Nordindien und Nepal besonders viele Sadhus mit Shilloms. Shivas Reittier ist der Bulle Nandi. Seine Gefährtin ist Parvati, die Mutter von Ganesha und Skanda, dem Kriegsgott mit dem Pfau, und ferner eine schöne, manchmal exzentrische Göttin. Sie hat genauso wie Shiva den Doppelaspekt von Erhaltung und Zerstörung. Parvati ist das Sinnbild der lebensspendenden, lebenserhaltenden Mutter. Verkörpert sie den Aspekt der Zerstörung, wird sie Kali oder Durga genannt. Kali ist schwarz und tanzt mit einer Kette von Menschenschädeln um den Hals. Einer der glühendsten Verehrer Kalis war Ramakrisha (1834 bis 1886), der in der Nähe von Kalkutta lebte und eine grosse Zahl Anhänger um sich versammelte. Hätte man ihm gegenüber behauptet, seine Mutter Kali wäre nur schrecklich hätte er wohlwissend nur gelacht. Shiva wird in der Form des Shivalingams, einer Darstellung des Phallus, verehrt. Dieser Shivalingam steht immer in der Yoni, dem Symbol des Weiblichen, beides zusammen Sinnbild für die Vereinigung, aus der neues Leben entsteht.
Krishna
Krishna, der blaue Hirtengott mit der Flöte, hat seine Kindheit und Jugend bei den Hirten verbracht, und viele Geschichten ranken um seine Spiele mit den Gopis, den Milchmädchen. Die meisten Krishnabilder zeigen ihn mit Radha, einer Gopi. Anhänger Krishnas suchen die Erlösung ganz in der Hingabe zu Krishna (Bhaktireligion). Krishna begegnet uns wieder in einem Teil des Mahabharata, der Bhagavadgita. Hier ist er der Wagenlenker Arjunas, der ihn lehrt, dem Dharma entsprechend zu handeln und Gott zu vertrauen, ohne nach Erfolg oder Misserfolg zu fragen.
Ganesha
Ganesh, der Sohn von Shiva und Parvati, trägt einen Elefantenkopf, weil Shiva ihm in einem Anfall von Wut den Kopf abschlug und ihm deshalb vom nächstbesten Lebewesen den Kopf aufsetzen musste, um ihn wieder zum Leben zu bringen. Das erstbeste, gerade greifbare Lebewesen war ein Elefant.
Das Reittier Ganeshs ist eine Ratte. Die Ratte ist ein Symbol für die Kraft, die selbst im kleinsten Lebewesen steckt und die Fähigkeit in sich birgt, selbst einen Elefanten zu tragen.
Der Hinduismus beeinflusst das ganze Leben von der Geburt bis zum Tod. Religion und Alltag sind nicht voneinander zu trennen. Der Hinduismus ist keine Sonntagsreligion.
Der frühe Hinduismus entstand zwischen 1.000 und 200 v.Chr. (auch Brahmanismus genannt) durch die Vermischung des nichtarischen einheimischen Drawidenglaubens und der alten arischen Vedenreligion, die die eindringenden Arier (Arya) mitbrachten. Diese sicherten sich damit auch die politische Macht, indem die Brahmanen, die höchste Kaste, allein für die richtige Ausführung der Opferhandlungen zuständig waren. Die Gottheiten der vedischen Zeit waren vor allem Agni, der Gott des Opferfeuers, Surya, der Sonnengott, und Indra, der Gewitter- und Regengott. Es gab 1.028 Opfergesänge zur Anrufung der Götter.
Im 8. Jh. v.Chr. wurden die Upanishaden, die ältesten philosophischen Schriften der Inder und wahrscheinlich auch der ganzen Menschheit, aufgeschrieben, einhergehend mit einer Veränderung des Brahmanismus in Richtung des heutigen Hinduismus. Die hinduistischen Reformbewegungen, die sich vor allem gegen das rigorose Kastensystem wandten, Buddhismus, Jainismus und später der Islam übten ihren Einfluss auf den Hinduismus aus, dem es aber bis heute immer wieder gelang, neue Denkanstösse zu integrieren. So wurde aus Buddha einfach eine Inkarnation Vishnus, und er ist so ins hinduistische Denken eingebaut.
Es braucht also keinen zu verwundern, wenn er bei gutgläubigen Hindus gleichzeitig Bilder von Vishnu, Shiva, Buddha und Jesus einträchtig nebeneinander an der Wand findet. Ich habe bei fast allen Hindus auch eine grosse Toleranz in religiösen Dingen erlebt. Sie würden nie auf die Idee kommen, einen Christen zum Hinduismus bekehren zu wollen; der Missionsgedanke ist ihnen fremd. Für sie gibt es viele Wege, die Erleuchtung, Erlösung, das Nirvana, das Moksha - oder wie die vielen anderen Namen für das einzig angestrebte Ziel heissen - zu erreichen. Jedem Hindu ist es auch freigestellt, den Gott zu verehren, der ihm am besten gefällt oder gerade Abhilfe in der momentanen Problemlage schaffen kann. So wird jemand vielleicht Ganesh (Sohn von Shiva und Parvati), den beliebten Gott mit dem Elefantenkopf und dem dicken Bauch, anbeten, weil er alle Hindernisse aus dem Weg schaffen kann und als Gott der Weisheit gilt. Bei finanziellen Problemen wendet man sich dagegen an einen anderen, speziell dafür zuständigen Gott. Für den Hindu sind die verschiedenen Gottheiten nur Ausdruck und Manifestationen der verschiedenen Aspekte des Göttlichen.
Wie schon betont, werden Brahma, Vishnu, Lakshmi, Parvati oder Kali nicht als mehrere nebeneinander existierende Götter verstanden, sondern sind letzten Endes nur Manifestationen und Symbole für das Absolute, das für den Verstand nicht mehr fassbar ist, für das Brahman oder Atman. Brahman wird gemeinhin als Weltseele definiert, während Atman die Einzelseele darstellt. Mit dem Verhältnis Atman zu Brahman beschäftigen sich vor allem die Upanishaden. Der Hinduismus schliesst alles ein, sowohl den Glauben und die Begegnung mit einem oder auch mehreren Göttern, als auch die buddhistische Position, dass es keinen Gott gibt ;dafür gibt es dann bei den Buddhisten die Erleuchtung und das Nirvana und bei den Hinduisten das Brahman. Deshalb gibt es auch so viele Untergruppen, die von streng asketischen, triebunterdrückenden Positionen bis zu einer tantristischen Position, die sexuelle Energie als Mittel zur Erreichung des Ziels einsetzt (z. B. Tempel Khajuraho und Religionen Nepals), reichen. Weiterer wichtiger Bestandteil des Hinduismus ist das Wissen um die Wiedergeburt, eine Lehre, die sowohl der Buddhismus vom Hinduismus übernommen hat, als auch das frühe Christentum. Jedes Lebewesen hat eine unsterbliche Seele (atman), die darauf drängt, nach dem Tode wiedergeboren zu werden. Je nach dem persönlichen Karma, d.h. nach den positiven und negativen Handlungen, Gedanken und Bedürfnissen, wird jeder in einer bestimmten Gestalt wiedergeboren.
Da auch die Möglichkeit einer Wiedergeburt als Tier besteht, sind strenggläubige Hindus gegen jegliches Töten von Tieren. Wunsch aller Hindus ist es, diesem ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt zu entkommen und das Nirvana, das Einswerden mit dem Brahman, dem Ewigen und Absoluten, zu erreichen. Meditation, Yoga, Askese sind Hilfsmittel auf diesem Weg wie auch die Arbeit mit einem Guru. Der Hindu versucht, dem Dharma (Gesetz) entsprechend zu leben. Das Dharma beschreibt die moralischen und sittlichen Werte, das gesellschaftliche Leben, die Regeln der Kaste und auch das universelle Gesetz. Das universelle Dharma erklärt für den Hindu auch, dass wir zur Zeit im Kaliyuga leben, einem Zeitalter, das mit dem Niedergang der Werte und der Hinwendung zum Materiellen verbunden ist. So wie das menschliche Leben Tod und Wiedergeburt unterworfen ist, ist auch das Universum einem solchen Wechsel unterworfen. Auf Zeiten, in denen sich die Menschheit ganz im Materiellen zu verlieren droht, folgen sprituelle Perioden, in denen die Menschheit höhere geistige Fähigkeiten besitzt und neue Hochkulturen entstehen.
Zu früheren Zeiten war das Leben des Hindus in vier Phasen unterteilt: Kindheit, Zeit des Lernens, Zeit der Familiengründung und des Besitzerwerbens und die Phase, in der jeglicher weltlicher Besitz aufgegeben wurde, um sich ganz dem Spirituellen zu widmen. Aus dem Wissen um die Wiedergeburt ergibt sich auch ein ganz anderes Verhältnis zum Tod. Der Tod ist etwas Natürliches, der alte Körper wird aufgegeben, und die Seele wartet auf ihre neue Inkarnation in einem neuen, jungen Körper. Die Seele ist ewig, sie ist Teil des Höchsten, aber auch getrennt davon, und dies ist der Grund für das Verbleiben im Samsara, im ewigen Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Sie muss immer wiederkehren, um sich in immer reinere und bewusstere Formen zu verwandeln und am Ende zu ihrem Ursprung zurückzukehren, wieder eins zu werden mit dem Brahman. Alles Leben führt zu diesem Ziel hin, und die Menschen wissen, dass selbst ein Buddha Hunderte von Leben brauchte, um zum Buddha, zum Erleuchteten, zu werden. Warum deshalb unglücklich sein mit dem jetzigen Leben? Der in diesem Glauben lebende Inder ist voller Zuversicht und kann auch noch im grössten Elend glücklich sein. Gerade in Bettlern oder Behinderten habe ich oft sehr starke und liebende Persönlichkeiten erlebt, von denen ich tausendmal mehr Liebe empfing, als ich ihnen durch Geld hätte beweisen können. Ich musste nur erst lernen, mich nicht vom äusseren Elend abschrecken zu lassen und hinzusehen, um diesen inneren Reichtum zu erleben.
Der
Islam ist eine streng monotheistische Religion, die von Mohammed
gestiftet wurde. Mohammed wurde 570 n.Chr. geboren. Durch visionäre
Erlebnisse fühlte er sich zum Propheten des einzigen Gottes (Allah)
berufen. Er erkannte Moses und Jesus ebenfalls als vorläufige Propheten
an, jedoch Jesus nicht als Sohn Gottes.
Es gibt nur Allah, und es ist
eine Sünde, ihn durch ein Bildnis darzustellen. Mohammed starb 632 in
Medina, in das er 622 mit seinen Anhängern aus seiner Geburtsstadt Mekka
geflohen war.
Bei seinem Tode war der Islam schon weit verbreitet, und seine Nachfolger, die Kalifen, brachten den Islam mit 'Feuer und Schwert' im 11. und 12. Jh. nach Indien. Nach dem Koran ist die islamische Glaubensgemeinschaft zum Glaubenskrieg (Dschihad) verpflichtet. 'Ziel des Dschihad ist nicht die Bekehrung der Ungläubigen, sondern die Ausdehnung der Herrschaft der islamischen Staats- und Gesellschaftsordnung, die von Andersgläubigen nur die Unterwerfung fordert und dafür freie Religionsausübung garantiert' (nach Meyers Taschenlexikon). Deshalb hat der Islam auch nie grosse Erfolge in Indien erzielt, nur Kastenlose und Niedrigkastige traten zu ihm über. Gleichzeitig erklärt diese Aussage das Hegemoniestreben der islamischen Invasoren und ihrer Nachfolger in Indien.
Um Anhänger des Islam zu sein, muss man als Mindestvoraussetzung das Glaubensbekenntnis sprechen können: 'La-illaha-illa-Allah, Mohammed-ar-Rasul-Allah', was nach Indries Shah bedeutet: 'Nichts verehrt ausser der Gottheit, der Gepriesene, der Gesandte des Verehrungswürdigen'. Normalerweise wird es folgendermassen übersetzt: 'Es gibt keinen Gott ausser Allah, und Mohammed ist sein Prophet'. Ausserdem sind bestimmte Regeln einzuhalten: fünfmal täglich gen Mekka gewandt beten, Einhaltung des Ramadan (Fastenmonat), den Armen Almosen geben, kein Schweinefleisch essen, keinen Wein trinken, sich nicht am Glücksspiel beteiligen. Polygamie ist erlaubt, jedoch nur vier Frauen nach dem Koran.
Es gibt zwei islamische Hauptrichtungen, die sunnitische und die schiitische Glaubensgruppe. Die meisten Moslems sind Schiiten, die sich auf Mohammeds Schwiegersohn Ali, der von einem Gegner ermordet wurde, berufen. Sie nehmen an, dass nur ein direkter Nachkomme oberster Imam (Oberhaupt der Gemeinde) sein kann. Das Fest Moharram gilt dem dritten Imam Husein, einem Sohn Alis, der auch ermordet wurde. Die Sunniten, denen 90 % aller Mohammedaner angehören, erkennen dagegen auch die indirekten Nachkommen als rechtmässig an. Sie beziehen sich auf die Sunna, ein Werk, in dem alles von Mohammed Bekannte, seine Aussagen, Entscheidungen etc., niedergeschrieben ist.
Nach der Teilung Britisch-Indiens in Indien und Pakistan wanderten viele Mohammedaner nach Pakistan aus. Dabei traten alte Spannungen zwischen Sikhs und Mohammedanern wieder deutlich hervor (siehe auch Sikhs und Geschichte) und kosteten Tausenden das Leben. In Indien leben heute etwa 100 Mio. Moslems.
Dem hinduistischen Denken ist der Islam sehr wesensfremd, das Verzehren von Tieren, das Verbot der Darstellung von Gott, Menschen und Tieren, die Ablehnung der Wiedergeburt. Es gab Versuche, Hinduismus und Islam zusammenzubringen, was zur Sikhreligion durch Guru Nanak führte, deren Anhänger jedoch von den Moslems verfolgt wurden. Verfolgt wurden zuerst auch die Sufis, eine mystische Bewegung, die innerhalb des Islam im 8. Jh. entstand. Der Sufi strebt ebenso wie der Yogi nach der Vereinigung mit Gott. Er legt wenig Wert auf die Erfüllung der religiösen Gesetzespflichten. Erst dem Theologen Al Ghasali (11. Jh.) gelang es, der offiziellen Theologie den Sufismus näherzubringen. Für den Sufi ist die Essenz aller Religionen die gleiche, wie auch für alle anderen grossen Lehrer. In Indien entstanden mehrere Sufi-Gemeinschaften, die es auch heute noch gibt. Sufis werden in Indien als wundertätige Heilige verehrt. Die Sufis arbeiten mit Musik und Tanz (Derwischtanz). Der angehende Sufi wird meist von einem Scheich (Lehrer) unterrichtet und gehört einer Sufigemeinschaft an.
Wer sich für den Sufismus interessiert, sollte 'Die Sufis' von Indries Shah (Diederichs Gelbe Reihe) und 'Ich ging den Weg des Derwisch' (Diederich) lesen.
Buddhismus
Der
Buddhismus hat in seinem Geburtsland Indien im Gegensatz zu den anderen
Religionen nicht mehr viele Anhänger, nur 1% der Inder zählt zu den
Buddhisten. Seine Blütezeit erlebte er unter der Herrschaft des Königs
Ashoka (268-227), der den Buddhismus nach Sri Lanka bringen liess, wo er
als Hinayana-Buddhismus die heutige Staatsreligion darstellt. Ashoka
gilt den Indern noch heute als Vorbild des gütigen, gerechten
Herrschers. Er lebte seinen Untertanen den Buddhismus vor, vor allem das
Ahimsa- und Dharma-Prinzip, und liess im ganzen Land Steintafeln mit den
Lehren des Buddhismus aufstellen. Er baute Stupas (reishaufen- oder
glockenförmige, geschlossene Bauten, in denen eine Reliquie aufbewahrt
wurde), Klöster für die Mönche und künstliche Felsgrotten für die
Pilger. Die buddhistische Kunst, die zuerst nur symbolische
Darstellungen von Buddha, z.B. Fussabdrücke, Lotusblumen, Schirme etc.
zeigte, entwickelte sich in späterer Zeit auch zu figürlichen
Darstellungen.
Buddhistische Zeugnisse finden sich vor allem in
Maharashtra, Sanchi, Mathura, Bhubaneswar (Orissa) und Bodhgaya. Durch
die Gegenbewegung der Brahmanen im 8. und 9. Jh. wurde der Buddhismus
fast ganz aus Indien verdrängt.
Begründer des Buddhismus ist der nordindische Prinz Siddharta Gautama, ein Angehöriger der hinduistischen Kshatriyakaste (Kriegerkaste). Er wurde 560 v.Chr. in Lumbini im heutigen Nepal geboren. Er lebte ein ihm standesgemässes Leben in Luxus, heiratete eine Prinzessin und hatte mit ihr zusammen einen Sohn. Im Alter von 29 Jahren geschah mit ihm eine Verwandlung. Bei seinen Ausfahrten traf er auf einen hilflosen Greis, einen Schwerkranken, einen Leichnam und einen Asketen. Er erkannte die Vergänglichkeit irdischen Lebens und beschloss, als Asket in die Welt zu ziehen. Nach sieben Jahren der Selbstkasteiung und des Fastens erkannte er, dass auch dieser Weg nicht zum Ziel führt. Allein unter einem Bodhi-Baum im Wald bei Bodhgaya sitzend, erlangte er die Erleuchtung, eine Erfahrung, die alle Worte übertrifft. Die Legende berichtet, dass Brahma, der Herrscher des Weltalls, Buddha (d.h. 'Der Erleuchtete') erst anflehen musste, seine Lehre der Welt zu offenbaren.
Die Vier Edlen Wahrheiten sind der Kern seiner Lehre, das Dharma.
- Die erste Wahrheit: Alles Leben ist leidvoll.
- Die zweite Wahrheit: Die Ursache des Leidens ist unwissendes Begehren.
- Die dritte Wahrheit: Die Überwindung des Leidens kann erlangt werden.
- Die vierte Wahrheit gibt den Weg dazu an: Der Weg besteht im Edlen Achtfachen Pfad: Rechte Anschauung, Rechte Gesinnung, Rechtes Reden, Rechtes Handeln, Rechte Lebensführung, Rechtes Streben, Rechtes Aufmerken und Rechte Versenkung.
Dieser Weg wird als der Mittlere
Pfad bezeichnet, da er sowohl das Asketentum als auch das
rücksichtslose Ausleben weltlicher Wünsche ablehnt. Buddha wandte sich
mit dieser Lehre an alle Menschen ohne Ansehen ihrer Kaste, eine
revolutionäre Ansicht in einem Land, das ganz vom gottgewollten
Kastenwesen ausging (siehe Kastensystem). Im Deer Park von Sarnath bei
Varanasi teilte er mit der 'Rede von Benares' seine Lehre zum ersten Mal
mit und zog dann predigend durch die östliche Gangesebene, wo sich auch
bald Schüler um ihn sammelten, für die er einen Mönchsorden, den
Sangha, gründete.
Der Buddhismus kennt keinen Gott und auch kein Selbst. Das Ego ist nur eine Last.
Die
Lehre des Buddha wird auch 'yana' genannt, d.h. das Fahrzeug oder
Fähre. Dieses Bild der Fähre soll den Sinn und die Bedeutung der Lehre
angeben. 'Das Buddhistische Fahrzeug - das Boot der Unterweisung
betreten - heisst den Lebensstrom überqueren, heisst vom Ufer der
vernünftigen Erfahrung im Nichterleuchtet sein, vom Ufer der geistigen
Unwissenheit (avidiya), des Begehrens (kama) und des Todes (Mara)
hinüberzukreuzen zur jenseitigen Küste transzendenter Weisheit (vidiya),
die die Befreiung (moksha) von der allgemeinen Knechtschaft bedeutet'.
(Heinrich Zimmer: Philosophie und Religion Indiens, Seite 424.) Der
Buddha gibt nur die Anweisung für die Fahrt; wenn man am jenseitigen
Ufer angekommen ist, wird die Lehre bedeutungslos.
Im Buddhismus
werden zwei Richtungen unterschieden: Der Hinayana-Buddhismus, das
Kleine Fahrzeug, und der Mahayana-Buddhismus, das Grosse Fahrzeug.
Nach
dem Tode Buddhas war es schon 380 v.Chr. bei dem Konzil von Vaischali
zu einer Spaltung zwischen den buddhistischen Mönchen dieser beiden
Gruppen gekommen.
Die Hinayana-Richtung, die sich in Sri Lanka auch
Theravada-Buddhismus nennt, ging davon aus, dass die von Buddha
verkündete Lehre und Ordenssatzung unverfälscht beibehalten werden
müsse. Buddha hatte sich ihrer Meinung nach nur an den Einzelnen
gewandt, und wichtig sei nur die eigene Erleuchtung.
Die
Mahayana-Buddhisten dagegen führten das Konzept des Boddhisattva ein.
Ein Boddhisattva ist ein Erleuchteter, der wieder auf die Erde
zurückkehrt, um anderen Lebewesen bei ihrer Erleuchtung zu helfen.
Die
Erleuchtung selbst zu erlangen braucht viele Leben. Selbst Buddha hatte
Hunderte von Leben gebraucht, um zum Buddha zu werden. Wiedergeboren
wird man seinem Karma entsprechend, d.h. dass jede Tat im Leben eines
Menschen seine Folgen hat. Ein möglicher Versuch, kein neues Karma
anzuhäufen, besteht im Leben nach dem Achtfachen Pfad.
Für Menschen,
die dieses Ziel ernst nehmen und schon im jetzigen Leben daran arbeiten
wollen, gründete Buddha Mönchs- und Nonnenorden (den sangha). Ein Mönch
hat keinen weltlichen Besitz mehr, ausser seiner Kutte, einer
Almosenschale und einem Rasiermesser. Er lebt als Bettler und zieht von
Haus zu Haus. Die Mönche waren in ihrer Existenz ganz auf die
buddhistischen Laienanhänger angewiesen, die den Mönchen Nahrung und
Kleider gaben. Die Laienanhänger konnten sich durch solches Handeln
günstige Voraussetzungen für die Erleuchtung im späteren Leben schaffen,
wenn sie gleichzeitig am Achtfachen Pfad festhielten.
Trotz seiner
geringen indischen Anhängerschaft sieht man in Indien recht häufig
Bilder Buddhas. Der Hinduismus hat auch hier wieder seine grosse
Fähigkeit, Gegensätze zu vereinen, gezeigt, und Buddha gilt den Hindus
als Inkarnation ihres Gottes Vishnu, dem höchste Verehrung zusteht.
Buddha gilt als neunte Inkarnation, nach ihm wird nur noch eine
Inkarnation Vishnus, der Kalkinavatar, erwartet.
Der Jainismus ist in Indien gleichzeitig mit dem Buddhismus im 6.Jh. vor unserer Zeitrechnung entstanden. Er lehnt ebenso wie dieser das Kastensystem ab und wendet sich an alle Menschen, gleich welcher Herkunft. Sein Begründer Vardhama Mahavira erhielt von seinen Anhängern, nachdem er die Erkenntnis erlangt hatte, den Namen Jaina, 'der Sieger' (daher Jainismus). Mahavira sieht sich als der letzte der 24 Weltenlehrer (Tirthankars), die immer wieder den Weg der Erlösung aufzeigen.
Die Jainas sind Vegetarier, halten sich sehr streng an das Tötungsverbot, sind asketisch eingestellt und sehen Meditation als ein sehr wichtiges Werkzeug an. Sie glauben wie die meisten asiatischen Religionen an den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt und die Möglichkeit der Erlösung davon. Sie erkennen kein göttliches Wesen an. Götter sind nur auf einen höheren Bewusstseinsstand gelangte Lebewesen.
Viele Jains leben in Klöstern. einige tragen sogar Mundbinden, um keine Insekten versehentlich zu verschlucken, und kehren den Boden vor jedem Schritt. Das Mönchtum gliedert sich in zwei Gruppen: in die Digambaras, d.h. 'die Luftgekleideten', da sie auf jegliche Kleidung verzichten und sich nur in den Klöstern aufhalten, und die Schwetambaras, d.h. 'die Weissgekleideten'.
Die schönsten Jaintempel stehen in Mount Abu und Palitana. ein Besuch im schön gelegenen Mount Abu ist wärmstens zu empfehlen. In Indien leben 2,7 Mio. Jainas. Sie sind im Gesellschaftsbereich äusserst erfolgreich und haben viel Einfluss.
Die Religion der Sikhs
Die Sikhs leben etwa zur Hälfte im nordwestlichen Bundesstaat Punjab mit der Hauptstadt Amritsar, deren 'Goldener Tempel' auch religiöses Zentrum ist. Hier wird das heilige Buch 'Granth', in dem die Lehren niedergeschrieben sind, aufbewahrt. Im Punjab stellen die Sikhs mit 52% die Bevölkerungsmehrheit.
Sikhs sind an den prächtigen Turbanen und ihren langen hochgebundenen Bärten zu erkennen. Sie waren ursprünglich eine hinduistische Sekte, von Guru Nanak (1469 - 1538) gegründet, die sich um eine Verständigung von Hinduismus und Islam bemühte. Ihre Verfolgung durch die Muslime bewegte ihren Guru Govind Singh, den letzten der zehn Sikh-Gurus dazu, die pazifistische Vereinigung in eine kämpferische Organisation umzuwandeln. Alle Mitglieder tragen den gemeinsamen Nachnamen 'Singh', was 'Löwe' bedeutet. Für sie gilt ebenso wie für die Hindus die Karmalehre und die Lehre vom Geburtenkreislauf. Das hinduistische Kastensystem lehnen sie ab.
Ein trauriges Kapitel in ihrer Geschichte sind die blutigen Auseinandersetzungen im Punjab zwischen Sikhs und Moslems während der ersten Tage der Unabhängigkeit Indiens und seiner Teilung in die Indische Bundesrepublik und Pakistan 1948. Damit war ja auch der Punjab geteilt worden. Diese Zeit ist gut beschrieben in dem Buch 'Freedom at Midnight' von Collins/Lapiere.
Ansonsten zeichnen sich die Sikhs durch Gastfreundschaft, Nächstenliebe, Toleranz und Dankbarkeit aus. Ihre Tempel kann jeder betreten, und auch jeder kann dort Nahrung bekommen. Sie leben nach strengen Vorschriften: sie rauchen nicht, trinken keinen Alkohol, schneiden weder Kopf- noch Barthaar. Sie haben viel Macht in der Gesellschaft, bekleiden wichtige Ämter in Verwaltung und Militär und sind oft erfolgreiche Geschäftsleute. Ihr Interesse gilt vor allem technischen Berufen. Ihren Frauen gewähren sie sehr viel mehr gesellschaftliche Freiheit als die anderen indischen Religionen.
Nach den Unruhen in den Jahren 1984 und 1985 herrscht derzeit relative Ruhe im Punjab, wenngleich radikale Sikhs weiterhin die Stimmung anzuheizen versuchen. Es scheint ein Polarisierungsprozess im Gange zu sein. Seit Anfang 1989 ist der Punjab wieder für Touristen geöffnet. Es bleibt zu hoffen, dass diese positive Entwicklung weitergeht.
Empfehlenswert ist das Buch von Sarah Lloyd `Eine indische Liebe' erschienen bei rororo in der Reihe 'Neue Frau'. Es schildert die Liebe zwischen einer Europäerin und einem Sikh.
Die Religion der Parsen
Die Parsen kamen ursprünglich aus Persien, woher sich ihr Name ableitet. Um ihrer Verfolgung durch die Muslime zu entkommen, flohen sie nach Indien.
Der Begründer ihrer Lehre ist Zarathustra, wonach die Religion auch Zoroastrismus genannt wird. Über das Leben Zarathustras ist wenig bekannt. Er soll 600 v.Chr. im heutigen Afghanistan geboren sein, einer adeligen Familie entstammen und eine Ausbildung als Priester erhalten haben. Er verkündete die Existenz eines einzigen, allmächtigen, unsichtbaren guten Gottes. Er nennt ihn Ahura Masda, den Gott des Lichtes, der durch die Flammen symbolisiert wird. In den Parsentempeln brennt deshalb auch immer ein Feuer. Dieser positiven Kraft steht aber eine negative Kraft, der böse Geist Angra Manju, gegenüber, und es herrscht ein dauernder Konflikt zwischen beiden. Der Mensch wird dazu aufgefordert, sich für eine Seite zu entscheiden; er kann zum Sieg des Guten beitragen, indem er gut handelt, denkt und redet.
Die Lehre ist in der heiligen Schrift, im Awesta, niedergelegt, wobei allerdings nur bestimmte Texte, die Gathas, direkt auf Zarathustra zurückgehen sollen.
Mit der Zeit ist zu der ursprünglichen Lehre noch die Erwartung eines Erretters hinzugetreten, der zum Jüngsten Gericht erscheinen soll. Das Erscheinen Sauschjants wird 3.000 Jahre nach Zarathustra erwartet.
Die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft) sind den Parsen heilig und dürfen nicht verunreinigt werden. Die Toten werden deshalb auf Roste in die Türme des Schweigens gelegt und von den Vögeln verzehrt. Am bekanntesten sind die Türme des Schweigens in Bombay. Dort lebt auch die grösste Parsengemeinde Indiens (ca. 80.000).
Die Parsen zählen wie die Sikhs zu den wohlhabenden Indern, sind bekannt für ihre sozialen Aktivitäten und besitzen überdurchschnittliche Macht im Wirtschaftsleben.
Ihre Zahl ist rückläufig, da Parsen nur untereinander heiraten dürfen. Kinder aus Mischehen gelten nicht als Parsen.
Christentum in Indien
Wahrscheinlich
kam das Christentum mit dem Apostel Thomas schon im 1. Jh. nach Indien,
und etwa gleichzeitig flüchteten christlich-orthodoxe Syrer vor der
Verfolgung hierher. Es war hier also früher angelangt als bei uns
nördlich der Alpen. Später missionierten die Portugiesen und hatten
Erfolg bei den niedrigen Kasten oder den Kastenlosen. Allerdings hat das
Christentum nur an den Küstenstreifen, in Goa und Kerala, wo es auch
heute noch verbreitet ist, grössere Bedeutung in Indien. Eigentlich
logisch, da ein hinduistischer Fischer noch nicht einmal seine eigenen
Fische essen durfte. Der Hinduismus hat das Christentum einfach
integriert, und auch viele Hindus betrachten Jesus Christus als
Inkarnation Vishnus. Hochburgen des päpstlich-katholischen Christentums
sind die ehemals portugiesische Besitzung Goa sowie Stammesgebiete in
Mizoram und Manipur. Es gibt Katholiken, Presbyterianer,
Syrisch-Orthodoxe, Anglikaner, Sieben-Tage-Adventisten, Methodisten,
Baptisten usw. Christliche Ashrams finden sich in Kerala (siehe
'Ashrams').
Ashrams in Indien
Für
den wahrhaft gläubigen Hindu gehört es zu seinem Leben, einige Zeit
davon in einem Ashram zu verbringen. Der Ashram gibt ihm die
Gelegenheit, sich ins spirituelle Leben zu vertiefen, zu meditieren,
Yoga zu üben und Darshan (Begegnung) mit einem spirituellen Meister zu
haben. Dabei ist es unerheblich, ob dieser Lehrer noch lebt oder seinen
Körper bereits verlassen hat, wenn eine Beziehung zu ihm besteht.
Westler tun sich meistens schwer, sich etwas unter einem Guru, einem
spirituellen Lehrer, vorzustellen, da diese Begriffe bei uns mit viel
Negativem behaftet sind, teils aus Unkenntnis, teils aus schlechten
Erfahrungen mit den Import-Gurus.
Chögyam Trungpa schlägt deshalb
den Begriff 'spiritueller Freund' vor, was eine ganz andere Beziehung
ausdrückt, eine Beziehung, bei der es um eine bewusstseinsmässige
Weiterentwicklung geht. Ein spiritueller Freund kann eine Person sein,
die als Spiegel dein Selbst reflektiert und dich alle deine Spiele und
Unwahrheiten erkennen lässt. Ein wirklicher Guru schafft keine
Abhängigkeit, da er kein selbstsüchtiges Interesse hegt, sondern hilft
auf dem Weg zum eigenen inneren Guru. In den meisten Ashrams können auch
Westler eine Zeitlang leben, wenn sie bereit sind, sich an die strikten
Regeln zu halten, die dort meist herrschen.
Solange nicht wirkliches
Interesse vorhanden ist, ist jeder Besuch in einem Ashram zwecklos,
reine Zeitverschwendung und eine Belästigung für die anderen Menschen im
Ashram. Das Ganze ist keine Sightseeing-Angelegenheit. Der spirituelle
Weg führt zu mehr Bewusstsein und Selbstverantwortung, deshalb ist
blindes Hinterherlaufen und unreflektiertes Mitmachen einer spirituellen
Richtung völlig unangebracht und auch äusserst gefährlich für die eigene
Entwicklung. Man kann die Verantwortung für sich selbst nicht an einen
Guru abgeben mit der Haltung: 'er wird's schon machen'. Er macht gar
nichts. Er ist wie ein Katalysator, der nur die Reaktionen in jedem
beschleunigen kann, die schon da sind. Und so wie man sich einen guten,
kompetenten Arzt aussucht, sollte man auch seinen Guru mit Verstand und
Umsicht auswählen. Deshalb: 'Glaube nichts, nur weil es dir jemand
gesagt hat oder weil es so überliefert ist, oder weil du es dir so
vorstellst. Glaube nichts, was dir dein Lehrer sagt, nur aus Respekt für
den Lehrer. Aber von welchem Weg auch immer du nach sorgfältiger
Prüfung erkennst, dass er zum Guten und zum Glück aller Geschöpfe führt,
diesem Pfad folge, wie der Mond dem Pfad der Sterne.' (aus: 'Beginning
to See', Anleitung zur Meditation, mandala Verlag).
Tanz
Der Kathakali ist eine Imitation der Welt. Bis ins kleinste Detail sind Bühne und Darsteller mit Symbolismen besetzt. So repräsentiert das Podium je nach Szenerie den Himmel, die Erde oder die Unterwelt. Und die Dochte einer hohen Öllampe auf der Bühne gelten als Sonne und Mond. Von besonderer Bedeutung sind Make-up und Kostüme. Schon am Morgen der abendlichen Aufführung mischt der Maskenbildner die Farben. Bereits Stunden vor dem Auftritt schminkt er bestimmten Darstellern einen breiten, weissen Kragen aus Reispaste über Kinnlade und Backenknochen. Diese Gesichtsmanschette muss zwischen durch immer wieder trocknen, bis sie hart wie Stuck geworden ist. Dann malt er Augenbrauen, Mund und Stirn in verschiedenen Farben und Mustern an. Farben und Make-up sind klar typisiert, so dass der Zuschauer gleich erkennt, wen er für gut und für böse zu halten hat. Die Kostüme sind meist üppig ausgestattet mit Schmuck, langen Kordeln, hohen Kronen oder Kopfbedeckungen, Pfauenfedern, Rüschenschals und aufgestickten kleinen Spiegeln. Nach Make-up und Kostümierung sind die Darsteller nicht mehr blosse Schauspieler, sondern Götter oder Helden und Dämonen. Auch darf man sie dann nicht mehr mit ihrem persönlichen Namen anreden. Bei Beginn der Aufführung erscheinen mit unter die Hauptdarsteller hinter einem brusthohen Vorhang und geben in einem langsamen Einführungstanz dem Zuschauer Gelegenheit, sich allein auf die kunstvollen Make-ups und die minutiöse Mimik zu konzentrieren.
Kuchipudi
Der Kuchipudi-Tanzstil stammt aus dem Bundesstaat Andhra Pradesh im Südosten Indiens. Er wurde vermutlich nach einem Dorf benannt, von dem es heisst, der Nawab von Golconda, Abdul Hassan Tahnisha, habe es einer Gruppe von Tänzern gestiftet, die nicht vor den Moslems geflohen waren. Der Kuchipudi hat Ähnlichkeit mit dem Solotanz im Bharata Natyam und mit dem brahmanisch geprägten Bhagaparamela-Tanztheater. Diese Stilrichtung ist in ihren Vorläufern schon ab dem 7./8. Jahrhundert nachweisbar. Sie fasste Tanz, Theater und Musik als ein besonders geeignetes Mittel auf, Bhakti, die Idee einer vor allem vishnuitisch geprägten Gottesliebe, zu verbreiten. Hinzu kamen, ab etwa dem 13. Jahrhundert, Elemente des Krishna-Kults. Dementsprechend oft handeln die Kuchipudi-Stücke von Episoden aus den Leben Vishnus und Krishnas. Einer der bekanntesten Autoren von Bhagavatamela und Kuchipudi-Stücken ist der Heilige Tirtha Narayana Yati (um 1400), aus dessen Feder viele Dramen stammen, die oft als Vorlage für neuere Versionen und Choreographien dienten. Sein Schüler Siddhendra Yogi soll es gewesen sein, der mit einem eigenen Stück den Nawab von Golconda begeisterte. Dieser Heilige gilt daher als der Begründer des Kuchipudi. Im Unterschied zum Bhagavatamela sind die vor Ort mitunter mehrtägigen Aufführungen des Kuchipudi dramaturgisch weniger geschlossen. So können einzelne Programmteile des BharataNatyam-Solotanzes den Handlungsverlauf eines Stückes durchbrechen. Während im Bhagavatamela ausschliesslich Männer tanzten, treten im Kuchipudi auch Frauen auf. Die grosse Vielfalt der Stücke und der breite Raum für Virtuosität haben den Kuchipudi-Stil immer beliebter gemacht. Gefördert haben dies vor allem der Tanzmeister Vempati Chinna Satyam, die Tänzerin Yamini Krishnamurti und, in jüngerer Zeit, das Künstlerpaar Raja und Radha Reddy. Die Tanztechnik des Kuchipudi gleicht im wesentlichen der des Bharata Natyam: Auch sie weist viele Übereinstimmungen mit dem Natyashastra-Text auf, auch sie wechselt zwischen kraftvollen und eher anmutigen, zwischen rein rhythmischen und mehr ausdrucksvoll-erzählerischen Elementen. Charakteristisch für den Kuchipudi ist das äusserst virtuose Bewegungsrepertoire: Zu den Besonderheiten zählen ein artistischer Tanz auf einem Messingtablett, auf dem der Darsteller zu einem 'Verblendung' (mohana) genannten Raga bis zu fünfunddreissig rhythmische Variationen entwickelt, oder ein Tanz mit brennenden Lichtern, die der Akteur auf Kopf und Händen balanciert.
Odissi
Als ursprünglicher Tempeltanz, dargeboten von Devadasis ('Dienerinnen der Götter'), welche die Statuen ankleideten, wuschen und bei Festen tanzten und sangen, war der Odissi einem Schicksal ausgesetzt, das er mit anderen Tanzstilen lndiens teilen musste. Spätestens ab der Ganapati-Dynastie (1434-1568) war es üblich, dass Devadasis, auch Maharis genannt, vor Tempelgottheiten tanzten, insbesondere im Jagannath-Tempel in Puri. König Narasimha I (1238-64) soll mehrere Hundert dieser Tempeltänzerinnen an dem von ihm errichteten Sonnen-Tempel von Konarak beschäftigt haben. Während der Herrschaft der Moslems und Briten gerieten die Maharis aber zunehmend in Verruf, da ihnen Tempelprostitution nachgesagt wurde. Erst vor vier Jahrzehnten wurde im nordöstlichen Bundesstaat Orissa diese bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurückreichende klassische Tanzform wiederentdeckt. Der Odissi ist meist ein Solotanz, der fast nur von Frauen dargeboten wird. Seine Tanztechnik beruht auf den klassischen Ausdrucksformen von Nritta und Nritya: Nritta ist ein reiner Tanz ohne Inhalt und Symbole, Nritya hingegen ist ein Tanz, bei dem oft devotionale Themen durch eine stilisierte Form von Körperbewegungen, Beinarbeit, Handgesten und Mimik ausgedruckt werden. Man tanzt überwiegend auf den Fersen, vor allem wenn die Tänzerin kraftvoll stampfend und in genau vorgeschriebenen geometrischen Mustern vor- oder rückwärts schreitet, so dass die Fussglocken laut erklingen. Es gibt ein grosses, oft dem Natyashastra folgendes Repertoire an Drehungen, stehenden oder auch sitzenden Positionen, Sprüngen, Gangarten und Handgesten. Besonders charakteristisch ist die Tribhanga-Haltung, bei der Beine, Hüfte und Kopf wie zu einer S-Kurve geformt werden, sowie die Chauka-Grundposition, in der man die Füsse nach aussen dreht und die Beine ein wenig beugt. Daneben gibt es eine Reihe spektakulärer Bewegungsmuster wie zum Beispiel die Wagenrad-Position oder die Bienendrehung. Die Tänzerinnen tragen traditionelle Kostüme: einen Seidensari im Webstil Orissas mit passender Blume, eine fächerförmige Schürze und einen Gürtel, der aus silbernen Plättchen zusammengesetzt ist und doppelt um die Hüfte gewickelt wird. Blumen kränzen das zu einem Knoten hochgesteckte Haar, das häufig auch ein Diadem schmückt. Armringe, Ketten und Fussglöckchen runden die durchweg graziöse Erscheinung der Tänzerin ab. Das Gesicht wird einfach geschminkt, nur die Augenpartie wird mit schwarzer Farbe betont, um den mimischen Teilen einen besonderen Ausdruck zu verleihen. In die Handflächen sind oft rote Farbmuster gemalt.
Manipuri
Die Manipuri- oder Raas-Tänze haben ihren Ursprung - wie der Name schon sagt - in wunderschönen Manipur, das im Nordosten Indiens liegt. Sie gehören zu den grossartigsten Tanztraditionen Indiens. Entstanden aus ländlichen Fruchtbarkeitszeremonien werden die Manipuri-Tänze ständig durch neue, frische Impulse belebt. Vielleicht gelten sie auch deshalb als die ältesten und zugleich jüngsten unter den klassischen indischen Tänzen. Anmutige, bis ins letzte Detail stimmige Bewegungen und bruchlose Abläufe sind typisch für diesen Tanzstil. Es scheint, als ob die Fersen der Tänzer fast nie den Boden berührten. Alles scheint von schwereloser Leichtigkeit. Die Manipuri-Tänze symbolisieren die Essenz hinduistischen Strebens: Das Bemühen der menschlichen Seele, mit dem Universum eins zu werden. Die Manipuri-Tänze sind vor allem Gruppentänze. Charakteristisch sind ausgefeilte Choreographien sowie die farbenprächtigen Kostüme der Tänzerinnen mit den weit ausgestellten zylindrischen Röcken. Die Tänze sind mit Mythen und Legenden, die in diesem Teil Indiens so zahlreich vorhanden sind, eng verflochten. Im Mittelpunkt stehen oft Shiva und Parvathi, die einer Legende zufolge diesen schönen Landesteil besucht haben sollen.
Mohini Attam
Der Mohini Attam ist vermutlich der jüngste der klassischen indischen Tänze und hat seinen Ursprung im südindischen Kerala, wo er besonders unter der Herrschaft des berühmten Maharadscha Swati Tirunal als (wahrscheinlich) weiblicher Gegenpol zum Kathakali zur Blüte gelangte. Seine Wurzeln gehen vermutlich auf das 14. Jahrhundert zurück. Im Laufe der Entwicklung wurde er u. a. auch vom Bharata Natyam beeinflusst, was besonders in den hastas (Hand- und Fingergesten) und im Repertoire deutlich wird. Andere Quellen besagen, dass der Mohini Attam zwischen dem 14. Und 17. Jahrhundert aus dem Bharata Natyam, dem Kathakali und einem Volkstanz besonders von den Frauen in Kerala entwickelt wurde. In der heutigen Form ist der Mohini Attam ein sehr rhythmischer Tanz, der mit ausgefeilter Körpersprache, Mimik und Gestik vor allem Themen aus Ramayana, Mahabarata und den Puranas interpretiert.
Kathak
Der traditionelle Kathak-Stil ist eine Synthese zweier Kulturen, der hinduistischen und muslimischen. Die Bezeichnung Kathak leitet sich ab vom Wort katha (Geschichten), denn die Tänzer erzählten mit ihren spezifischen Ausdrucksmitteln Geschichten aus den grossen Epen des alten Indien. Der Kathak hat in der heutigen Form eine lange Entwicklung durchlaufen. Einst als religiös inspirierter, erzählender Tanz in den hinduistischen Tempeln Nordindiens entstanden, ist er im Laufe des 15. Jahrhunderts zu opernhaftem Spiel erweitert worden. Unter der Herrschaft der muslimischen Moguln im 16. Jahrhundert wurde aus dem Kathak dann eine höfische Tanzform, in deren Mittelpunkt der Krishna-Kult stand. Heute vereinigen sich im Kathak hinduistische und muslimische Elemente zu sprühender, rhythmisch virtuoser Darbietung. Die Bewegungsmuster und Ausdruckformen sind im Kathak immer eng mit der zugrunde liegenden Geschichte verflochten.
Yoga
Yoga wurde in Indien vor Tausenden von Jahren von Heiligen und Weisen
entwickelt. Als ein System von Übungen für das körperliche und geistige
Wohlbefinden. Während Ayurveda das Wissen um den Körper darstellt,
umfassen Yoga und Meditation die Lehre von Geist und Seele, die in den
vedischen Schriften und den brahmanischen Upanishaden niedergelegt ist.
Die
wörtliche Bedeutung des Sanskritwortes „Yoga“ bedeutet „Einheit“.
Grundlegendes Ziel von Yoga ist es, die Seele des Menschen mit dem
universellen Sein des Geistes zu verbinden. Mit Yoga können die eigenen,
jedem von Natur aus gegebenen Kräfte gleichmässig entwickelt werden.
Yoga hilft im Klaren mit sich selbst zu sein, „Bewusst-Heit“ zu
schaffen.
Die traditionelle Yoga Ausbildung umfasst acht Bereiche
mentaler und körperlicher Übungen, die das Ich von Körper und
Bewusstsein löst. Ziel ist es, die Konzentration zu stärken, die
Gesundheit zu verbessern, und inneren Frieden durch Bewusstheit zu
schaffen.
Therapie Anwendungen
Yoga und Meditation können - unter
fachlicher Anleitung - auch zur Kontrolle und unterstützenden Therapie
zahlreicher Krankheiten wie z. B. Atemwegs-Erkrankungen Arthritis,
Bluthochdruck, Magen- und Darmproblemen, Rückenbeschwerden,
Schlaflosigkeit, Stress-Erscheinungen u.v.a.m. angewandt werden.